Das Sonnenlicht kann also auch bleibende Schäden verursachen?
Ja, natürlich. Wer seine Augen nicht schützt und in sehr helles Licht blickt, riskiert, dass Schäden an der Netzhaut entstehen. Häufiger kommt allerdings vor, dass Lidtumore entstehen. Wir behandeln hier in der Augenklinik häufig Patientinnen und Patienten mit Basalzellkarzinomen, also dem so genannten weißen Hautkrebs am Augenlid. Diese Tumoren müssen operiert werden und das Augenlid muss danach wieder hergestellt werden. Die Häufigkeit dieser Lidtumoren nimmt leider zu. Auch innerhalb des Auges können maligne Melanome, also bösartige Geschwüre entstehen. Auch hierbei ist das UV-Licht ein Risikofaktor. Eine weitere Erkrankung, die durch UV-Strahlung entstehen kann, ist das Einwachsen von Gewebe auf der Bindehaut. Man bezeichnet das als Flügelfell, der Fachbegriff lautet Pterygium. Dieses Gewebe kann sich bis auf die Hornhaut im menschlichen Auge ausbreiten und das Sehvermögen beeinträchtigen. Früher ist diese Erkrankung vor allem Menschen aufgetreten, die viel auf dem Feld in der Sonne gearbeitet haben – heute sehen wir sie häufig bei Menschen, die viel Sport im Freien treiben oder aus dem Mittelmeerraum oder anderen trocken-heißen Regionen mit viel Staub und Sonneneinstrahlung kommen. Und nicht zuletzt gibt es auch Hinweise, dass UV-Licht das Voranschreiten der Makuladegeneration, also einer chronischen Erkrankung der Netzhaut, beschleunigt.

Wie kann ich mich am besten vor solchen Erkrankungen schützen? Ist das Tragen einer Sonnenbrille empfehlenswert?
Unbedingt! Eine Sonnenbrille bietet einen guten Schutz vor UV-Strahlung und sollte eigentlich ebenso selbstverständlich sei wie der Sonnenschutz der Haut. Durch die Klimaveränderung und die dünnere Ozonschicht ist die UV-Belastung deutlich stärker geworden. Wir haben viel extremere Sommertage als früher. Deshalb ist eine Sonnenbrille auch in unseren Breitengraden absolut empfehlenswert, sobald wir uns an sonnigen Tagen an der frischen Luft aufhalten. In ganz besonderem Maße gilt das für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Bei diesen Menschen kann der Körper die Schäden, die die UV-Strahlung automatisch verursacht, nicht selbst reparieren.

Sollten auch Kinder schon Sonnenbrillen tragen?
Ja, auch bei Kindern und Jugendlichen sollten Sonnenbrillen an sonnigen Tagen ganz selbstverständlich dazu gehören. Am besten lernen sie schon früh, dass man im Sommer draußen immer eine Sonnenbrille trägt.

Sonnenbrillen sind ja nicht nur Schutz, sondern auch Modeaccessoire – es gibt sie also in alle Varianten und Formen, von ganz billig bis ganz teuer. Worauf muss ich achten, wenn ich mir eine Sonnenbrille kaufe?
Die Brille sollte unbedingt CE-zertifiziert sein. Das kann auch eine günstige Brille sein – es müssen nicht die hochpreisigen Modelle sein. Ich würde grundsätzlich empfehlen, eher zum Optiker zu gehen als eine Sonnenbrille an der Strandpromenade zu kaufen. Außerdem sind größere Gläser empfehlenswert – also eher das Modell „Audrey Hepburn“ als das Modell „John Lennon“. Bei bestimmten Sportarten wie Radsport oder Skifahren ist es empfehlenswert, dass die Brille auch einen seitlichen Schutz hat. Die Tönung, also die Dunkelheit des Glases, hat übrigens nichts mit der Stärke des UV-Schutzes zu tun. Gibt es denn überhaupt Fälle, in denen Sie von einer Sonnenbrille abraten? Oder ist man damit immer gut bedient? Eine Sonnenbrille ist immer sinnvoll, um die Augen vor UV-Strahlung zu schützen. Mir fällt keine Kontraindikation ein. Allerdings sollte die Tönung natürlich zu den Lichtverhältnissen passen. Überspitzt gesagt: Wer in der Dämmerung mit einer sehr schwarzen Brille Auto fährt, kann natürlich nicht wirklich gut sehen – und riskiert dann aus anderen Gründen seine Gesundheit.