Nicht nur lebenswichtige Organe wie Nieren, Lungen oder Herzen werden transplantiert. Auch Hornhäute werden regelmäßig verpflanzt. Am Klinikum Bremen-Mitte können Ärzte bereits im Anfangsstadium einer Hornhaut-Erkrankung eingreifen. Dabei muss nicht einmal das komplette Organ ausgetauscht werden.
VON STEFANIE BECKRÖGE
Hein Conze aus Wiefelstede ist zufrieden. Endlich kann der Förster im Ruhestand wieder entspannt lesen und sich auch sicher aufs Rad schwingen. Daran war lange nicht zu denken. Denn sein Sehvermögen wurde immer schlechter. Nun hat Hein Conze eine Spenderhornhaut bekommen. Es ist die 100., die in diesem Jahr in der Augenklinik des Klinikums Bremen-Mitte eingesetzt wurde.
Wegen einer schleichenden Hornhauterkrankung sah der 70-Jährige immer weniger. Nebel breitete sich im Sichtfeld aus, dann kamen schwarze Flecken hinzu. Sein Augenarzt überwies Conze nach Bremen – an die Augenklinik des Klinikums Bremen-Mitte. Dort hilft man Patienten mit Hornhaut-Erkrankungen mit einer speziellen Hornhauttransplantation, bei der nicht die gesamte Hornhaut, sondern nur die erkrankte innerste Hornhaut-Schicht entfernt und durch die identische Schicht der Spenderhornhaut ersetzt wird. „Durch die Verbesserung der Operationstechnik können wir seit einiger Zeit nicht nur Menschen mit einer weit fortgeschrittenen

Ein letzter Check: Patient Hein Conze wird von Dr. Erik Chankiewitz untersucht. Die Transplantation der Hornhaut lief ohne Probleme. (Foto: Kerstin Hase)
Erkrankung helfen, sondern bereits bei einer beginnenden Erkrankung eingreifen“, sagt Dr. Chankiewitz, Chefarzt der Augenklinik. Der jüngste Patient, den er transplantiert hat, war 5 Jahre alt, der älteste 95. Eine Hornhauterkrankung könne jeden treffen, sagt Chankiewitz, und sie könne, wenn sie nicht behandelt werde, zur Erblindung führen.
Dass Hein Conze die 100. Hornhaut in diesem Jahr übertragen bekommen hat, ist für ihn nicht wichtig. Er ist begeistert von den Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen und von dem Erfolg der kurzen schmerzfreien Operation. Nach knapp 20 Minuten ist Hein Conze mit allem durch, einen Tag später, nach der Abnahme des Verbandes, kann er wieder richtig gut sehen und drei Tage später ist er bereits zuhause. „Der minimale Eingriff und die lokale Anästhesie sind sehr schonend und ermöglicht uns auch Eingriffe bei älteren Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen, bei denen eine Vollnarkose ein Risiko darstellen würde, sagt Erik Chankiewitz. Abstoßungs-Reaktionen gäbe es so gut wie gar nicht. „Die Quote liegt bei unter einem Prozent“.
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Kaum Abstoßung
Der minimale Eingriff und die lokale Anästhesie sind sehr schonend und ermöglicht uns auch Eingriffe bei älteren Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen, bei denen eine Vollnarkose ein Risiko darstellen würde. Abstoßungs-Reaktionen gäbe es so gut wie gar nicht. Die Quote liegt bei unter einem Prozent.
Die Transplantate bezieht die Augenklinik über die Hornhautbank der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation, deren Ansprechpartnerinnen für die Region Bremen ein Büro am Klinikum Bremen-Mitte haben. Sie entnehmen Verstorbenen, die zu Lebzeiten einer Hornhautentnahme zugestimmt haben, die Hornhäute. Aber auch Angehörige können sich im Sinne des Verstorbenen für eine Entnahme aussprechen. Das Alter des Verstorbenen spielt dabei ebenso wenig eine Rolle, wie eine Sehschwäche oder Augenoperationen zu Lebzeiten.
Dr. Erik Chankiewitz und sein Team transplantieren inzwischen bis zu zehn Hornhäute in der Woche. Damit ist die Augenklinik am Klinikum Bremen-Mitte auf diesem Gebiet führend in Bremen und Umgebung. Und auch Hein Conze würde sie weiterempfehlen: „Ich habe mich hier sehr gut aufgehoben gefühlt.“
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