Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

Worauf es beim „Medizincheck“ wirklich ankommt

Gesundheit Nord - Klinikverbund Bremen

Der Bremer Sportmediziner Dr. Götz Dimanski über die entscheidende Untersuchung vor einem Spielertransfer

 

Am 31. August schließt das Transferfenster. Will sich ein Fußball-Bundesligist noch mit einem Spieler verstärken, dann muss der Vereinswechsel bis dahin abgeschlossen sein. Nach wochenlanger Überzeugungsarbeit, Verhandlungen und Vertragsgesprächen kann der Medizincheck einen sicher geglaubten Transfer noch platzen lassen. Doch was passiert bei der sportärztlichen Untersuchung eigentlich genau? Dr. Götz Dimanski, Geschäftsführer des Rehazentrums Bremen am Klinikum Links der Weser, hat die Untersuchungsstandards für den DFB entscheidend mitentwickelt und als ehemaliger Mannschaftsarzt von Werder Bremen selbst etliche Medizinchecks begleitet.

 

Herr Dimanski, wie hoch ist die Gefahr, dass ein Spieler durch den Medizincheck fällt?
Dimanski:
Ein Spieler kann praktisch nicht durch den Test „fallen“. Die verantwortlichen Ärzte untersuchen die für den Sport wichtigen Organsysteme. Dabei werden die inneren Organe wie Herz-Kreislauf-System, Lunge, Leber, Niere und so weiter von Internisten untersucht und beurteilt, das Bewegungssystem von Ärzten, die hierauf spezialisiert sind. Ergeben diese Untersuchungen ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für die Ausübung des Sports, muss dieses mit dem Sportler und dem Auftrag gebenden Verein oder dessen Verantwortlichen besprochen werden.

 

Haben Sie es mal miterlebt, dass ein Spieler dann doch nicht verpflichtet wurde?

Nein, ich habe es in 23 Jahren nicht ein einziges Mal erlebt, dass ein Spieler, der wegen seiner besonderen fußballerischen Fähigkeiten begehrt war, aus gesundheitlichen Gründen etwa nicht verpflichtet wurde. Eine solche Konstellation hatte dann allerdings immer Auswirkungen auf die Vertragsgestaltung in dem Sinne, dass die Verträge extrem leistungsbezogen und zum Beispiel an der Zahl der Einsätze orientiert waren.

 

Welche Risiken gibt es denn?
In erster Linie sind dies bei älteren Spielern etwa fortgeschrittene „Verschleißerscheinungen“ der Gelenke wie Arthrosen der Hüft- oder Kniegelenke, aber auch der Sprunggelenke. Hier muss der Spezialist des Bewegungssystems dann für den Spieler und den Verein prognostizieren, inwieweit die Belastbarkeit für den Hochleistungsbereich gegeben oder eben eingeschränkt ist.

 

Haben Sie noch ein Beispiel?

Besonders knifflig ist die Situation auch, wenn sich ein Spieler am Ende der vorangegangenen Saison noch einer Operation unterziehen musste und deren Folgen zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht abgeklungen sind. Dann sind die prognostischen Fähigkeiten des untersuchenden Arztes besonders gefragt: Wann wird der Spieler das Training wieder aufnehmen können? Wird er zu 100 Prozent wieder fit werden? Werden Defizite zurückbleiben? Werden diese möglicherweise die Belastbarkeit in Training oder Wettkampf beeinträchtigen? Ähnlich kompliziert ist es, wenn ein Spieler frisch verletzt ist oder wenn bekannt ist, dass ein Spieler in der Vorsaison häufiger verletzt war.

 

Was passiert dann?

Dann geht es darum, in der Untersuchung mögliche Gründe dafür herauszufinden. Dies erfordert vom untersuchenden Arzt äußerste Aufmerksamkeit und gelingt mit akzeptabler Sicherheit nur mit einer speziellen, auf die Belange des Hochleistungssports ausgerichteten Ausbildung. Aber auch für die Internisten gibt es mitunter schwierige Fragestellungen: Wir erinnern uns an einen Spieler auf Schalke, dessen Fall einer speziellen Konstellation des Herzmuskels durch alle Medien ging. Die beteiligten Internisten haben hier ein standardisiertes Untersuchungsprogramm abzuarbeiten, das aber auch andere wesentliche gesundheitliche Gefährdungen aufzudecken hat.

 

Sind die Spieler eigentlich aufgeregt vor solch einer Untersuchung?
Die sind natürlich auch erleichtert, wenn die letzte Ungewissheit über einen Transfer nach solch einem Test beseitigt ist. Aber die meisten gehen nach außen ganz locker an die Sache, vertrauen auf ihren Körper.

 

Spielertransfers sind Millionengeschäfte. Ist es für den Arzt großer Druck, dass er mit seiner Diagnose an einem so lange vorbereiteten Geschäft entscheidend beteiligt ist?
Das ist keine Frage der Millionen, um die es möglicherweise geht. Es ist immer wieder eine Frage des eigenen Selbstverständnisses und der eigenen Sorgfalt. Und dieses Prinzip gilt für mich in jeder Situation meiner ärztlichen Tätigkeit, sei es aktuell in der orthopädischen Ambulanz des Rehazentrums Bremen oder früher bei den Tauglichkeitsuntersuchungen oder am Spielfeldrand bei den Spielen der Champions League: Es kommt auf die Sicherheit der ärztlichen Diagnose an. Diese Sicherheit bestimmt, ob meine Beurteilung der Belastbarkeit des Sportlers genau zutrifft oder ob sofort die wirksamste Therapie eingeleitet werden kann. Die Genauigkeit der Diagnose entscheidet also letzten Endes darüber, ob sich ein Verein auf das ärztliche Urteil verlassen kann.

 

Wenn Sie mehr von Dr. Götz Dimanski über das Thema „Medizincheck“ wissen möchten, dann stellen wir gerne den Kontakt zum Geschäftsführer des Rehazentrums am Klinikum Links der Weser her.

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Am 31. August schließt das Transferfenster. Will sich ein Fußball-Bundesligist noch mit einem Spieler verstärken, dann muss der Vereinswechsel bis dahin abgeschlossen sein. Nach wochenlanger Überzeugungsarbeit, Verhandlungen und Vertragsgesprächen kann der Medizincheck einen sicher geglaubten Transfer noch platzen lassen. Doch was passiert bei der sportärztlichen Untersuchung eigentlich genau? Dr. Götz Dimanski, Geschäftsführer des Rehazentrums Bremen am Klinikum Links der Weser, hat die Untersuchungsstandards für den DFB entscheidend mitentwickelt und als ehemaliger Mannschaftsarzt von Werder Bremen selbst etliche Medizinchecks begleitet.

 

Herr Dimanski, wie hoch ist die Gefahr, dass ein Spieler durch den Medizincheck fällt?
Dimanski:
Ein Spieler kann praktisch nicht durch den Test „fallen“. Die verantwortlichen Ärzte untersuchen die für den Sport wichtigen Organsysteme. Dabei werden die inneren Organe wie Herz-Kreislauf-System, Lunge, Leber, Niere und so weiter von Internisten untersucht und beurteilt, das Bewegungssystem von Ärzten, die hierauf spezialisiert sind. Ergeben diese Untersuchungen ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für die Ausübung des Sports, muss dieses mit dem Sportler und dem Auftrag gebenden Verein oder dessen Verantwortlichen besprochen werden.

 

Haben Sie es mal miterlebt, dass ein Spieler dann doch nicht verpflichtet wurde?

Nein, ich habe es in 23 Jahren nicht ein einziges Mal erlebt, dass ein Spieler, der wegen seiner besonderen fußballerischen Fähigkeiten begehrt war, aus gesundheitlichen Gründen etwa nicht verpflichtet wurde. Eine solche Konstellation hatte dann allerdings immer Auswirkungen auf die Vertragsgestaltung in dem Sinne, dass die Verträge extrem leistungsbezogen und zum Beispiel an der Zahl der Einsätze orientiert waren.

 

Welche Risiken gibt es denn?
In erster Linie sind dies bei älteren Spielern etwa fortgeschrittene „Verschleißerscheinungen“ der Gelenke wie Arthrosen der Hüft- oder Kniegelenke, aber auch der Sprunggelenke. Hier muss der Spezialist des Bewegungssystems dann für den Spieler und den Verein prognostizieren, inwieweit die Belastbarkeit für den Hochleistungsbereich gegeben oder eben eingeschränkt ist.

 

Haben Sie noch ein Beispiel?

Besonders knifflig ist die Situation auch, wenn sich ein Spieler am Ende der vorangegangenen Saison noch einer Operation unterziehen musste und deren Folgen zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht abgeklungen sind. Dann sind die prognostischen Fähigkeiten des untersuchenden Arztes besonders gefragt: Wann wird der Spieler das Training wieder aufnehmen können? Wird er zu 100 Prozent wieder fit werden? Werden Defizite zurückbleiben? Werden diese möglicherweise die Belastbarkeit in Training oder Wettkampf beeinträchtigen? Ähnlich kompliziert ist es, wenn ein Spieler frisch verletzt ist oder wenn bekannt ist, dass ein Spieler in der Vorsaison häufiger verletzt war.

 

Was passiert dann?

Dann geht es darum, in der Untersuchung mögliche Gründe dafür herauszufinden. Dies erfordert vom untersuchenden Arzt äußerste Aufmerksamkeit und gelingt mit akzeptabler Sicherheit nur mit einer speziellen, auf die Belange des Hochleistungssports ausgerichteten Ausbildung. Aber auch für die Internisten gibt es mitunter schwierige Fragestellungen: Wir erinnern uns an einen Spieler auf Schalke, dessen Fall einer speziellen Konstellation des Herzmuskels durch alle Medien ging. Die beteiligten Internisten haben hier ein standardisiertes Untersuchungsprogramm abzuarbeiten, das aber auch andere wesentliche gesundheitliche Gefährdungen aufzudecken hat.

 

Sind die Spieler eigentlich aufgeregt vor solch einer Untersuchung?
Die sind natürlich auch erleichtert, wenn die letzte Ungewissheit über einen Transfer nach solch einem Test beseitigt ist. Aber die meisten gehen nach außen ganz locker an die Sache, vertrauen auf ihren Körper.

 

Spielertransfers sind Millionengeschäfte. Ist es für den Arzt großer Druck, dass er mit seiner Diagnose an einem so lange vorbereiteten Geschäft entscheidend beteiligt ist?
Das ist keine Frage der Millionen, um die es möglicherweise geht. Es ist immer wieder eine Frage des eigenen Selbstverständnisses und der eigenen Sorgfalt. Und dieses Prinzip gilt für mich in jeder Situation meiner ärztlichen Tätigkeit, sei es aktuell in der orthopädischen Ambulanz des Rehazentrums Bremen oder früher bei den Tauglichkeitsuntersuchungen oder am Spielfeldrand bei den Spielen der Champions League: Es kommt auf die Sicherheit der ärztlichen Diagnose an. Diese Sicherheit bestimmt, ob meine Beurteilung der Belastbarkeit des Sportlers genau zutrifft oder ob sofort die wirksamste Therapie eingeleitet werden kann. Die Genauigkeit der Diagnose entscheidet also letzten Endes darüber, ob sich ein Verein auf das ärztliche Urteil verlassen kann.

 

Wenn Sie mehr von Dr. Götz Dimanski über das Thema „Medizincheck“ wissen möchten, dann stellen wir gerne den Kontakt zum Geschäftsführer des Rehazentrums am Klinikum Links der Weser her.

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