Auf dem Weg zur Arbeit sind Oliver Luhrenberg und Daniel Schafrick gerade aus der Straßenbahn gestiegen, als sie plötzlich laute Schreie auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte hören. „Das war nichts Normales. Da war sofort klar, dass jemand Hilfe benötigt“, sagt Oliver Luhrenberg. Und auch für Daniel Schafrick „hörten sich die Schreie eindeutig nach Verzweiflung und Angst an“. Es ist frühmorgens, viertel nach sieben, also eine Zeit, in der viele Menschen auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz auf dem Krankenhausgelände sind. Und wie Oliver Luhrenberg und Daniel Schafrick, die in der Zentralapotheke der Gesundheit Nord arbeiten, orientieren sich in diesem Moment ganz viele Menschen in die Richtung, aus der die Schreie kommen. Dorthin wo gerade eine Frau ausgeraubt worden ist.
„Mir fiel dann eine Person auf, die genau in die entgegengesetzte Richtung und relativ schnell unterwegs war“, blickt Daniel Schafrick auf die Situation zurück. Schnell wird klar, dass es sich um den Täter handeln muss. Schafrick spricht ihn an, möchte ihn aufhalten, der Mann wird jedoch aggressiv, gewalttätig. „Ich habe ihn dann festgehalten und mit einem leichten Hüftwurf zu Boden gebracht. So dass ich ihn unter Kontrolle hatte, aber auch nicht zu heftig, schließlich ist er ja auf dem Asphalt gelandet“, erzählt Daniel Schafrick, der dabei auch von seiner jahrelangen Judoerfahrung profitiert. "Mir war bewusst, dass ich mich damit selbst in Gefahr bringe. Aber damit bin ich im Reinen. Denn zu dem Zeitpunkt war ich noch allein mit dem Täter." Wären zu diesem Zeitpunkt noch andere Personen direkt um ihn herum gewesen, "wäre es mein erstes Ziel gewesen, dass niemand weiteres in Gefahr gebracht wird."
"Eine tolle Gemeinschaftsleistung"
Kurz danach - als Schafrick den Täter schon unter Kontrolle hat - kommt Oliver Luhrenberg dazu und unterstützt seinen Kollegen, dann sind schon weitere Helferinnen und Helfer vor Ort. Jemand hat schon die Polizei gerufen. Die anderen umstellen gemeinsam den Täter der mittlerweile aufgegeben hat und in der Mitte des Helferkreises auf dem Boden sitzt. Sie setzen ihn praktisch fest, bis wenig später schon die Polizei mit mehreren Einsatzkräften vor Ort ist und den Täter - einen polizeibekannten Drogenabhängigen - festnimmt. „Das war eine tolle Gemeinschaftsleistung“, sagt Daniel Schafrick.