Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

„Wir haben ein klares Ziel vor Augen“

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Mit dem Jahreswechsel hat es am Klinikum Bremen-Mitte auch einen Wechsel in der Krankenhausdirektion gegeben: Prof. Johann Ockenga ist neuer ärztlicher Direktor und löst damit Prof. Sebastian Melchior ab, der künftig die Position des Stellvertreters inne haben wird. Wir haben mit Prof. Ockenga darüber gesprochen, wie er seine neue Aufgabe sieht – und welche Herausforderungen im neuen Jahr auf Bremens größtes Krankenhaus zukommen.

Herr Prof. Ockenga, Sie sind als Klinikdirektor der medizinischen Klinik II schon jetzt gut beschäftigt – trotzdem haben Sie sich bereit erklärt, zusätzlich das Amt des ärztlichen Direktors im Klinikum Bremen-Mitte zu übernehmen. Was ist an dieser Aufgabe besonders reizvoll für Sie?
Prof. Johann Ockenga:
Da musste ich ehrlich gesagt nicht lange überlegen, auch wenn man durch ein solches Amt natürlich zeitlich sehr im Anspruch genommen wird. Man muss sich gut organisieren, um das zu schaffen. Aber: wir gehen gerade durch eine Phase, die von vielen Veränderungen geprägt ist. Das betrifft das Gesundheitswesen insgesamt und diesen Standort hier in ganz besonderem Maße. Ich möchte die Chance nutzen, diese Veränderungen aktiv mitzugestalten. Ich muss aber dazu sagen, dass ich damit ja nicht allein dastehe, sondern von Prof. Melchior und Prof. Kastrup unterstützt werde, die meine Stellvertreter in der ärztlichen Direktion sind. Prof. Melchior hatte die Aufgabe des ärztlichen Direktors dankenswerterweise in den vergangenen drei Jahren übernommen, und in dieser Zeit haben Prof. Kastrup und ich ihn unterstützt. Es ist jetzt gut zu wissen, dass Prof. Melchior weiter mit seiner in den letzten Jahren gewonnenen Erfahrung dabei ist. Wir sind in der ärztlichen Direktion also eigentlich zu dritt. Zudem gibt es ja auch noch die weiteren Mitglieder der Krankenhausdirektion mit Frau Dr. Bronner und Frau Möhlenkamp, als wesentliche Akteure der Krankenhausdirektion.

Sie leiten Ihre Klinik schon seit 2007. Wenn Sie heute zurückblicken: Was ist seitdem im Klinikum Bremen-Mitte anders geworden?
Als ich nach Bremen kam, war die Entscheidung für die bauliche Restrukturierung des Standortes, also für den Neubau, gerade gefallen. Dieses Projekt hat dann die folgenden Jahre bestimmt. Wir mussten in vielerlei Hinsicht umdenken, Strukturen und Abläufe verändern, anders zusammenarbeiten als zuvor. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verschärft. Und dann kam Corona und hat nochmal dazu geführt, dass wir vieles auf den Prüfstand stellen mussten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir alle Herausforderungen und Krisen bewältigt haben – dass es zugleich aber immer schwieriger wird, ein Team zusammen zu halten, wenn es so viele Veränderungen gibt. Wir brauchen den Zusammenhalt aber. Nur gemeinsam schaffen wir die Aufgaben, die vor uns liegen.

Stichwort Veränderungen: Auch das kommende Jahr wird wahrscheinlich davon geprägt sein. Wie blicken Sie auf 2025?
Es wird sicher ein herausforderndes Jahr. Wir haben ehrgeizige, aber notwendige wirtschaftliche Ziele und möchten dabei weiter gute Medizin machen. Zudem bereiten wir jetzt mit dem „Lückenschluss“ zur Integration der Herzmedizin aus dem LDW und der Modernisierung der ZNA erneut eine bauliche Restrukturierung vor, obwohl der Standort baulich gesehen noch gar nicht fertig ist. Das bedeutet natürlich eine weitere Belastung - für alle, die hier arbeiten, und auch für unsere Patientinnen und Patienten. Andererseits blicke ich auch mit Optimismus und Zuversicht nach vorne: Wir haben wir ein klares Ziel vor Augen und wissen, dass der Weg, den wir gehen, richtig ist. Wir wissen jetzt auch endgültig, dass die Krankenhausreform kommen wird und dass wir zu den Krankenhäusern gehören, die davon profitieren werden.

Wo sehen Sie in dieser Entwicklung Ihre Rolle als ärztlicher Direktor? Anders gesagt: Was ist Ihre Aufgabe, was können Sie beeinflussen?
Zu meinen wichtigsten Aufgaben als ärztlicher Direktor gehört es, in den kommenden Jahren die Qualität der medizinischen Versorgung sicherzustellen. Wir wissen, wie unser Zielbild aussieht – aber wir müssen ja erstmal durch diesen Prozess der Restrukturierung kommen. Wir müssen dabei ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, und das wird nur gelingen, wenn wir die Mitarbeiter gut durch diesen Prozess begleiten und sie mitgestalten lassen. Dazu gehört auch, dass wir nicht immer alle Probleme sofort lösen können – aber wir müssen zumindest zuhören und da sein. Wir müssen dafür sorgen, dass das Klinikum Bremen-Mitte nicht nur medizinisch hervorragend arbeitet, sondern zugleich ein freundliches, zugewandtes Haus wird, das man gerne betritt. Das ist nicht einfach, wenn überall gebaut wird, die Patienten erstmal an Bauzäunen vorbei müssen und Mühe haben, einen Parkplatz zu finden. Das wird uns sicher noch ein paar Jahre lang begleiten. Und es wird nur gelingen, wenn wir in der Krankenhausdirektion eng zusammenarbeiten und jeder seine Sichtweise mit einbringt.

Sie hatten es schon angesprochen: nicht nur das Klinikum Bremen-Mitte verändert sich, das Gesundheitswesen insgesamt steckt mitten in einem Prozess des Wandels. Wohin wird uns das führen?
Ich glaube, die Patienten werden verstehen müssen, dass Medizin künftig anders funktioniert und nicht mehr alle Erkrankungen stationär versorgt werden. Das wird einerseits nicht mehr notwendig sein, weil vieles auch ambulant geht, andererseits werden wir auch gar nicht das Personal dafür haben. Die Zahl der Krankenhausbetten wird sinken. Bis zum Jahr 2035-40 werden wir durch den demographischen Wandel allerdings eine große Gruppe an älteren Menschen haben, die man nicht so ohne Weiteres ambulant versorgen kann. Viele alte Menschen leben allein und es ist nicht mehr so wie in früheren Jahrzehnten, wo die Großfamilienstrukturen vieles auffangen konnten. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Dazu kommt die Frage: Wollen wir medizinisch alles tun und finanzieren, was möglich ist? Das sind letztlich gesellschaftspolitische Fragen. Es wird für alle anspruchsvoller, aber das sind alles Dinge, die man lösen kann. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es uns global gesehen besser geht als den meisten anderen Menschen auf der Welt. Das Netz der Gesundheitsversorgung und der sozialen Unterstützung ist bei uns sehr eng. Das ist ein Gut, dass es zu bewahren gilt.

Zur Person: Prof. Johann Ockenga stammt aus dem kleinen Ort Spetzerfehn in der Nähe von Aurich in Ostfriesland. Sein Medizinstudium absolvierte er in Hannover. An der Medizinischen Hochschule Hannover war er danach neun Jahre lang tätig, bevor er nach einem Zwischenstopp an der Charité in Berlin schließlich nach Bremen kam. Seit 2007 leitet er die Medizinische Klinik II im Klinikum Bremen-Mitte. Johann Ockenga ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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