Was passiert im Körper, wenn ich zu wenig Vitamin D habe? Welche Symptome können ein Warnsignal sein?
Prof. Johann Ockenga: Vereinfacht gesagt, besteht bei einem Vitamin D-Mangel die Gefahr, dass die Knochendichte leidet und die Immunzellen nicht mehr so gut funktionieren. Nur mit einem ausreichenden Vitamin-D-Spiegel kann der Körper das Kalzium bilden, das für den Knochenaufbau benötigt wird. Fehlt Vitamin D über einen längeren Zeitraum, kommt es zu einer Abnahme der Knochendichte. Außerdem ist die Substanz an vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und mitverantwortlich für ein funktionierendes Immunsystem. Aber: Eindeutige Symptome verursacht ein Vitamin-D-Mangel häufig nicht, er lässt sich nur durch eine Untersuchung des Blutes feststellen.

Vitamin D-Mangel? Bewegung statt Präparate!
Die dunklen Wintermonate liegen hinter uns, aber der Frühling lässt auf sich warten. Kein Wunder also, dass viele von uns sich jetzt nach Licht und Sonnenschein sehnen. Denn Sonne macht nicht nur gute Laune – sie ist auch wichtig für die Bildung von Vitamin D, das wir für Knochen und Immunsystem benötigen. Was also tun gegen den drohenden Vitamin-D-Mangel im Winter? Darüber haben wir mit dem Ernährungsexperten Prof. Johann Ockenga, Chefarzt der Medizinischen Klinik III am Klinikum Bremen-Mitte gesprochen.
Wie entsteht ein Vitamin D-Mangel überhaupt? Liegt´s tatsächlich am fehlenden Sonnenlicht im Winter?
Zunächst mal die gute Nachricht: Die meisten Menschen müssen sich gar keine Sorgen machen, dass sie unter einem Vitamin D-Mangel leiden. Tatsächlich ist es schwierig, genug Vitamin D über die Nahrung aufzunehmen. Aber: Gesunde Menschen, die durchschnittlich an jedem zweiten Tag fünf bis 20 Minuten Sonnenlicht ausgesetzt sind, bilden ausreichend Vitamin D. Das ist, über das Jahr gesehen, bei den meisten Menschen der Fall. Es gibt also keinen Grund zur Panik. Nur bei bestimmten Risikogruppen – also beispielsweise älteren Menschen, chronisch kranken Menschen oder Menschen, die ihre Haut immer komplett bedecken – besteht die Gefahr, dass ein Mangel auftritt. Dass kann gerade bei Älteren dann tatsächlich dazu führen, dass die Osteoporosegefahr steigt – also die Gefahr, dass die Knochen Stabilität verlieren.
Was kann ich tun, um dem vorzubeugen? Sind Nahrungsergänzungsmittel in der dunklen Jahreszeit eine gute Alternative?
Wenn Sie nicht zu einer Risikogruppe gehören, macht es keinen Sinn, vorsorglich Vitamin D-Präparate zu nehmen. Zu viel kann sogar schaden. Besser ist es, sich grundsätzlich ausgewogen zu ernähren und sich viel an der frischen Luft zu bewegen – denn Bewegung ist ohnehin die beste Osteoporose-Vorsorge.
Und wenn ich zu einer Risikogruppe gehöre – oder Angehörige habe, die betroffen sein könnten?
Bei älteren Menschen können Vitamin-D-Tabletten sinnvoll sein. Wer wirklich einen begründeten Verdacht auf Vitamin D-Mangel hat, sollte das bei seinem Hausarzt messen lassen. Der Vitamin-D-Spiegel im Blutserum wird entweder in Nanomol pro Liter angegeben oder in Nanogramm pro Milliliter. Serumwerte von unter 30 nmol/l bzw. unter 12 ng/ml gelten als mangelhafte Vitamin-D-Versorgung. Wenn wirklich ein Mangel besteht, kann man diesen durch Tabletten ausgleichen. Die Krankenkasse übernimmt jedoch nur die Kosten bei Osteoporose oder längerdauernde Kortisontherapie.
Allerdings fühlen sich auch viele jüngere und ansonsten gesunde Menschen in den Wintermonaten müde und kraftlos – kann das nicht auch ein Hinweis auf einen Vitamin D-Mangel sein?
Das ist in den meisten Fällen wohl eher eine Frage der Gemütslage. Wenig Sonnenlicht und lange dunkle Nächte können durchaus dazu führen, dass wir uns nicht gut fühlen. Aber da helfen Vitamin-D-Tabletten auch nicht weiter – eine Pille für mehr Energie gibt es leider nicht.
Wichtig für Knochendichte und Immunzellen
Vitamin D kann über bestimmte Nahrungsmittel aufgenommen werden - zum Beispiel durch den Verzehr von fettem Fisch, Milchprodukten oder Eiern. Doch selbst bei einer sehr gesunden und ausgewogenen Ernährung kann man durch Nahrungsmittel lediglich 10 bis 20 Prozent des täglichen Bedarfs decken. Den größten Anteil produziert der Körper durch die UVB-Strahlen der Sonne. Viele Menschen befürchten deshalb, dass ihre Vitamin D-Speicher während der dunklen Wintermonate nicht ausreichend gefüllt werden, und greifen auf Nahrungsergänzungsmittel zurück. Besser: Auch im Winter viel an der frischen Luft bewegen!
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