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Wie Hitze und Feinstaub den Nieren schaden

Gesundheit

Der Klimawandel macht sich weltweit längst bemerkbar. Unter anderem kommt es häufiger zu Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden und Unwetter. Und das wirkt sich nicht nur auf die Sicherheit, sondern auch auf die Gesundheit aus. Die Ärztekammer Bremen lädt am Mittwoch, 27. November, zum mittlerweile schon dritten Klimatag ein. Auf der Fachveranstaltung gibt es von 16.30 bis 20 Uhr Schwerpunktvorträge zu verschiedenen klima-assoziierten Erkrankungen. Eine der Referentinnen ist Dr. Susi Knöller, Fachärztin für Innere Medizin/Nephrologie und leitende Oberärztin der Medizinischen Klinik III am Klinikum Bremen-Mitte. Mit ihr haben wir vorab über das Thema Klima und Niere gesprochen.

 

GenoMagazin: Frau Dr. Knöller, was haben Nierengesundheit und Klimawandel miteinander zu tun?
Dr. Susi Knöller:
Eine ganze Menge. Da spielen vor allem die zunehmenden und länger anhaltenden Hitzeperioden eine Rolle, nicht nur in den wärmeren Gegenden der Welt. Der Rekordsommer 2022, als es in Deutschland so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, ist noch gar nicht so lange her. Und weltweit gesehen war der Sommer 2024 so warm wie nie zuvor. Die Gefahr, dass der Körper dehydriert, also zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung hat, ist bei Hitze größer. Und das wirkt sich nachgewiesenermaßen auch auf die Nieren aus.

Inwieweit?
Grundsätzlich sind die Nieren dafür verantwortlich, im Körper alles im Lot zu halten. Hat der Körper zu wenig Flüssigkeit, schaltet sie in den Wassersparmodus. Das heißt, die Niere nimmt viel Wasser aus dem Primärharn auf, so dass der Urin stark konzentriert ist. Ein zu konzentrierter Urin neigt dazu, Nierensteine zu bilden. Die Gefahr eines Harnwegsinfektes ist dadurch auch erhöht. Wenn der Körper zum Beispiel wegen einer Hitzeperiode dehydriert – also austrocknet – kann dies zu einer Unterversorgung der Organe und in unserem Fall zu einem akuten Nierenversagen führen. Davon kann sich der Körper in der Regel erholen. Aber wiederholt sich das durch häufigere Hitzeperioden, so summieren sich die kleinen Schäden und gehen in eine chronische Nierenkrankheit über.

Wer ist da besonders betroffen?
Allgemein tragen ältere Menschen, Kinder, Schwangere und natürlich auch chronisch erkrankte Menschen wie zum Beispiel unsere Dialysepatientinnen und -patienten ein höheres Risiko. Aber auch junge Menschen können betroffen sein, wenn sie zum Beispiel bei der Arbeit regelmäßig großer Hitze ausgesetzt sind.

Haben Sie ein Beispiel?
In Mittelamerika fiel vor etwa 15 Jahren eine Nierenkrankheit bei jungen Männern, die auf den Zuckerrohrfeldern arbeiteten und keine Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck hatten, auf, die man damals noch nicht richtig einordnen konnte. Man nannte sie zunächst die Mesoamerikanische Nephropathie. Derartige Erkrankungen fand man dann auch zum Beispiel in Sri Lanka unter den Reisfeldarbeitern und anderen Landarbeitern. Der gemeinsame Nenner ist die anstrengende Tätigkeit in der Hitze bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit, da der Körper in dieser Umgebung durch Schwitzen nicht mehr runterkühlen kann. Somit entsteht ein Teufelskreis aus Dehydratation und Erhöhung der Körperkerntemperatur, der dann zum Nierenversagen führt. Das Tragische ist, dass die medizinische Versorgung in diesen Ländern viel schlechter oder für Landarbeiter zu teuer ist und eine chronische Nierenkrankheit im Verlauf unbehandelt zum Tode führen kann.

Was kann man hierzulande tun, wenn die nächste Hitzeperiode kommt?
Grundsätzlich sollte man seinen Körper immer mit ausreichend Flüssigkeit versorgen und in Ausnahmesituationen wie bei Hitze oder bei Erkrankungen mit Fieber oder Durchfall muss die Flüssigkeitszufuhr gesteigert werden. Wichtig ist aber auch, was man trinkt! Fruktosehaltige Getränke wie Limonaden oder Säfte können eine gestresste Niere, die akutem Flüssigkeitsmangel ausgesetzt ist, weiter Schaden zufügen.

Warum ist es ein Thema, dem man nicht nur im Sommer Beachtung schenken sollte?
Auch wenn es in Deutschland noch ein recht gemäßigtes Klima gibt – und die Hitze nun in der kalten Jahreszeit eher weniger präsent ist – sollte man das Thema auch hier auf dem Schirm haben. Denn die Durchschnittstemperatur ist in Deutschland jetzt schon 2,4 Grad höher als im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Das heißt, würden wir unser Land alleine betrachten, hätten wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens schon gerissen. Übrigens gibt es auch noch einen anderen Risikofaktor für die Nieren, den wir noch nicht besprochen haben.

Welchen denn?
Die Luftverschmutzung. Feinstaub besteht aus unterschiedlich großen Partikeln. Die kleinsten davon, die wir einatmen, lagern sich nämlich nicht nur in der Lunge ab. Sie gelangen über den Blutkreislauf unter anderem auch in die Nieren, wo sie kleinste Entzündungsreaktionen im Nierengewebe verursachen und so ebenfalls zu chronischen Nierenkrankheiten führen können. Sie sehen, das Thema ist also noch lange nicht erschöpft.

Der Klima-Tag der Ärztekammer Bremen findet am Mittwoch, 27. November, von 16.30 Uhr bis 20 Uhr in der Schwachhauser Heerstraße 26-28 statt. Die Teilnahme an der Fachveranstaltung ist kostenfrei und mit vier Fortbildungspunkten verbunden. Organisiert wird die Veranstaltung von der AG Klima und Gesundheit der Ärztekammer. Die Moderation übernimmt unter anderem Sonja Pieper (Vorstandsmitglied der Ärztekammer und Oberärztin am Klinikum Bremen-Nord). Anmeldungen sind möglich per E-Mail an fb@aekhb.de. Das gesamte Programm finden Sie unter https://aekhb.de/klimatag-der-aerztekammer/.

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