Mohsen Mohammadis Arbeitsort ist zurzeit die Station 82 der Herzchirurgie. Dort gefällt es ihm sehr, aber irgendwann möchte der 34-Jährige, der über eine Agentur aus dem Iran nach Bremen gekommen ist, zurück in die Notaufnahme. Dort hat Mohammadi nach seinem Pflegestudium in Teheran zehn Jahre gearbeitet. „Das schnelle intensive Arbeiten mit viel Adrenalin mag ich“, sagt Mohsen lächelnd. Dafür kann er sich gut eine spezielle Fachweiterbildung vorstellen. Aber zunächst steht anderes auf seiner Agenda: Weiter intensiv Deutsch lernen, Führerschien machen und seine neue Heimat erkunden. Gerne würde er sich auch privat mehr mit Deutschen treffen, sagt er. Aber das sei schwer. Die Menschen hier seien zwar offen, freundlich und hilfsbereit, aber privat doch zurückhaltend und distanziert, ist sein Eindruck.
Aus dem Iran nach Bremen: Wie Mohsen Mohammadi seinen Neustart erlebte
Seit einem guten Jahr lebt Mohsen Mohammadi in Bremen. Er arbeitet als Fachpfleger am Klinikum Links der Weser und mag alles an Bremen - sogar das Wetter. Dem Iran hat er ganz bewusst den Rücken gekehrt.
Mohsen Mohammadi hat dem Iran bewusst den Rücken gekehrt. „Im Iran kann man nicht gut leben und auch die Arbeit ist schwer und wird schlecht bezahlt.“ Als studierter Fachpfleger hat er parallel in zwei Kliniken Tag- und Nachtschichten durchgearbeitet, um sein Leben finanzieren zu können. „Manchmal war ich 24 Stunden am Stück im Einsatz. Wer wie lange und wie viele Stunden arbeitet, interessiert im Iran keinen“, sagt er. Eigentlich wollte Mohsen nach dem Pflegestudium noch Medizin studieren, aber nach drei Semestern war Schluss. „Man hat es mir einfach verboten, weil ich Sunnit bin und kein Schiit“, so erklärt er es. Da habe es ihm gereicht. Acht Monate hat er Deutsch gebüffelt und seine B2-Sprachprüfung letztendlich in der Türkei gemacht, weil solche Prüfungen im Iran gar nicht angeboten werden. Dann kam er mit einem Arbeitsvertrag der Gesundheit Nord nach Bremen und hat zunächst den Anpassungslehrgang mit Abschlussprüfung absolviert. Nach vielen Jahren Studium und Arbeitspraxis wieder bei Null anzufangen, war nicht leicht für ihn. Aber nun kann Mohsen Mohammadi nach vorne blicken. Seit vier Monaten ist er nun auch endlich wieder mit seiner Frau vereint. Er hofft, dass auch sie bald eine Stelle in Bremen findet.
Mohsen Mohammdi ist durch und durch mit seinem Beruf verbunden. Auch in seiner Freizeit. „Ich lese gern, aber nur medizinische Fachbücher und diese jetzt auf Deutsch“, sagt er. Dafür besuche er häufig die Stadtbibliothek am Wall. Medizin und Pflege, das sei eben seines. Und in Deutschland bleiben möchte er auch: „Nach drei Jahren darf man einen Deutschen Pass beantragen und das werde ich machen.“ Und was mag er an Bremen besonders? „Alles“, sagt Mohammadi und lacht. Bremen sei so eine schöne Stadt. Und auch das Wetter gefalle ich ihm, fügt er noch hinzu: „Das Wetter ist doch toll hier. Ich mag auch den Regen.“
Pflegekräfte sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt oft nur noch schwer zu finden. Deshalb hat die Gesundheit Nord 2020 damit begonnen, auch Pflegefachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. In den vergangenen vier Jahren hat sich das Projekt kräftig weiterentwickelt. 55 Internationals – so werden die aus dem Ausland angeworbenen Pflegefachkräfte im Klinikverbund genannt – sind mittlerweile in den Krankenhäusern der Gesundheit Nord beschäftigt. Mindestens genauso viele sollen allein im 2025 neu dazu kommen. In unserer Serie "Gekommen um zu pflegen" beleuchten wir diesen Bereich genauer. Wir stellen einige Internationals genauer vor, erzählen ihre Geschichten und zeigen die Arbeit, die drumherum passiert – von der Organisation bis zur Integration.
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