Es gibt Daten, die wird Marjan Fahimi in ihrem Leben nicht mehr vergessen. Sie markieren Stationen in ihrem neuen Leben und es sind nicht wenige. Das erste Datum ist der 16. September 2016. An diesem Tag kommt Marjan Fahimi in Deutschland an. Allein in einem Land, in dem sie die Sprache nicht versteht und in dem ihr altes Leben keine Bedeutung mehr zu haben scheint. Ihr Geld hatten Schleuser bekommen. Viel Geld. Dennoch sagt sie, habe an diesem Tag ein neues Leben in Freiheit begonnen.
Im neuen Leben angekommen
Marjan Fahimi arbeitet als voll ausgebildete Pflegekraft und Praxisanleiterin auf der Intensivstation des Klinikums Bremen-Ost und hat gerade ihre Fachweiterbildung zur Anästhesiepflege erfolgreich abgeschlossen. 2016 ist sie aus dem Iran geflüchtet. Wir haben sie zu ihrem alten und zu ihrem neuen Leben befragt.
Inzwischen spricht Marjan Fahimi fließend Deutsch, arbeitet als voll ausgebildete Pflegekraft und Praxisanleiterin auf der Intensivstation des Klinikums Bremen-Ost und hat gerade ihre Fachweiterbildung zur Anästhesiepflege erfolgreich abgeschlossen. In Deutschland hat sie ihren Mann kennengelernt. Beide haben die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Sie sind angekommen. In diesem Land und in ihrem neuen Leben.
Marjan Fahimi ist nicht über eine Agentur angeworben worden. Sie ist aus dem Iran geflüchtet. Nach ihrem Studium, arbeitete sie in einem großen italienischen Unternehmen, verdiente gut und hatte eine eigene Wohnung. Aber als Muslimin, die zum Christentum konvertiert ist, schwebte sie in ständiger Gefahr. „Darauf stehen im Iran schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe“, sagt sie. Die Furcht aufzufliegen, die Unfreiheit und die ständige Drangsalierung der Frauen führten zu ihrem Entschluss, Familie und Heimat für immer den Rücken zu kehren. Ihre Familie unterstützte sie in ihrem Vorhaben. Sie wusste nicht, wo die Schlepper sie hinbringen würden. Eigentlich hatte sie auf Italien gehofft, da hätte sie zumindest die Sprache gut verstanden, aber der Flieger geht nach Hamburg.
In einer Flüchtlingsunterkunft in Braunschweig bringt sie sich selbst Deutsch mit Hilfe von Youtube-Videos bei. Ohne Aufenthaltsgenehmigung gibt es nämlich keine Deutschkurse. So schafft sie erst die B1 und später, diesmal mit Hilfe von offiziellen Sprachkursen, auch die B2 Sprachprüfung. Erst nach drei Jahren erhält sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis – genau am 1. März 2019. Da ist sie schon längst Auszubildende am Klinikum Bremen-Ost – gestartet am 1.4. 2018. Noch zwei Daten, die neue Lebensabschnitte markieren.
„Ich habe die Ausbildungsstelle trotz der Unsicherheiten wegen der Aufenthaltsgenehmigung bekommen und dafür bin ich so dankbar“, sagt Marjan Fahimi. Bei ihrem ersten Praxiseinsatz auf der Intensivstation im KBO weiß sie: Das ist es! Sie lernt weiter Deutsch, erarbeitet sich Theorie und Praxis der Krankenpflege, besteht die Prüfung und beginnt am 1. April 2021 als Krankenpflegerin auf der Intensivstation. Sie bereut keinen dieser Schritte, auch wenn sie noch einmal fast von vorne anfangen musste. „Ich bin einfach total motiviert und die Ausbildung hat mir so viel Freude gemacht“, sagt sie und strahlt. Jeden Abend sei sie kaputt gewesen, aber glücklich. Und das sei noch immer so.
Jetzt möchte Marjan Fahimi als Praxisanleiterin anderen helfen, in ihrem neuen Leben und in ihrem neuen Job anzukommen. Sie möchte ein Vorbild sein, motivieren und Ängste nehmen. „Damit möchte ich auch danke sagen für die tolle Unterstützung, die ich hier bekommen habe“, sagt sie. Sie wisse, dass es auf Station – und gerade im Intensivbereich – nicht leicht für die Kolleginnen und Kollegen sei, sich trotz Sprachbarrieren verständlich zu machen, Inhalte möglichst einfach zu erklären oder Sätze öfter zu wiederholen. „Dazu gehört viel Geduld und das im stressigen Alltag, das ist schon oft für beide Seiten eine Herausforderung“, sagt Marjan Fahimi. Aber sie ist auch überzeugt, dass sich das lohnt – für beide Seiten.
Pflegekräfte sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt oft nur noch schwer zu finden. Deshalb hat die Gesundheit Nord 2020 damit begonnen, auch Pflegefachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. In den vergangenen vier Jahren hat sich das Projekt kräftig weiterentwickelt. 55 Internationals – so werden die aus dem Ausland angeworbenen Pflegefachkräfte im Klinikverbund genannt – sind mittlerweile in den Krankenhäusern der Gesundheit Nord beschäftigt. Mindestens genauso viele sollen allein im 2025 neu dazu kommen. In unserer Serie "Gekommen um zu pflegen" beleuchten wir diesen Bereich genauer. Wir stellen einige Internationals genauer vor, erzählen ihre Geschichten und zeigen die Arbeit, die drumherum passiert – von der Organisation bis zur Integration.
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