Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

„Jedes Jahr drei Hände und drei Augen“

Schichtwechsel

Finger weg vom Feuerwerk: Diese Worte sind aus Sicht der Notaufnahmeteams nicht nur ein dringender Appell an die feiernde Masse sondern jede Silvesternacht wieder ernüchternde Realität. Zwei Pflegekräfte und ein Chirurg berichten von der wohl intensivsten Schicht des Jahres.

Je näher es auf Mitternacht zugeht, desto näher rücken auch die Stunden, in denen auf die Teams der Zentralen Notaufnahmen die mit Abstand meiste Arbeit während der Silvesternachtschicht wartet. Während das ganze Land den Jahreswechsel feiert, bekommen die Pflegekräfte und Mediziner, die in dieser besonderen Nacht Schicht haben, die besonders unschönen Begleiterscheinungen des Jahreswechsel zu sehen. Menschen, die sich bei Auseinandersetzungen arg verletzt haben oder viel zu tief ins Glas geschaut haben. Oder gleich beides. „Aber die schlimmsten Unfälle sind eindeutig die, die beim privaten Feuerwerk entstehen“, sagt Sabine Pfaff, Pflegeleitung des ZNA-Teams im Klinikum Bremen-Mitte. Pfaff kann so leicht eigentlich nichts aus der Bahn werfen, aber so manch Verletzung, die durch Böller oder Silvesterraketen verursacht wurden, haben auch ihr schon besonders zugesetzt. Abgesprengte Finger, schwere Verbrennungen. Ein Satz eines Augenarztes sei ihr mal besonders im Gedächtnis geblieben: „Jedes Silvester drei Augen“. Und sie selbst muss nicht übertreiben, wenn sie überschlägt, dass im Durchschnitt auch drei Hände pro Jahreswechsel schwer beschädigt werden. „Jedes Jahr drei Augen und drei Hände bringt es schon auf den Punkt“, sagt Sabine Pfaff. In der Zentralen Notaufnahme übernehmen Sie dann die Erstversorgung.

Bei schweren Verbrennungen oder abgetrennten Gliedmaßen kommen dann die Plastischen Chirurgen zum Einsatz. In aufwendigen Operationen geben sie ihr Bestes, um die abgesprengten Finger wieder anzunähen und den Körper so gut es geht wieder herzustellen. „Wir haben da sehr viele Möglichkeiten und ein tolles Team. Aber auch wir können bleibende Schäden und den Verlust von Gliedmaßen nicht immer verhindern. Am besten wäre es, wenn solche Unfälle gar nicht erst passieren würden“, sagt der Chefarzt der Klinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Prof. C. Can Cedidi. Neben den Fällen aus der Silvesternacht sei man auch am Tag danach noch in besonderer Alarmbereitschaft. Denn bei einigen Menschen sei es fast schon Tradition, am Tag danach nicht explodierte Böller aufzusammeln. „Wenn diese dann direkt in der Hand explodieren, kommen die heftigsten Verletzungen zustande“, sagt Cedidi. Sein eingehender Rat: „Bitte besonders fernhalten von kurzen Zündschnüren!“

Das Beispiel, dass Sabine Pfaff in den letzten Jahren besonders nahe gegangen ist: Ein kleines Kind, das beim Feuerwerk einen Böller in den Pullover-Ausschnitt bekommen hatte und schwerste Verbrennungen erlitt. „Leider sehen wir seit Jahren keine Verbesserung, wie die Menschen mit privatem Feuerzeug umgehen. Eher im Gegenteil. Sie werden fahrlässiger und verantwortungsloser“, mahnt auch ihr Kollege Julian Heuß, stellvertretende Pflegeleitung in der Zentralen Notaufnahme in Bremen-Mitte. Das habe er nicht nur in seinen Schichten im Krankenhaus miterlebt sondern auch in einer Schicht, in der er mal ehrenamtlich im Rettungswagen mitfuhr. „Da wurden wir gezielt mit Feuerwerk beschossen und mussten uns zum Selbstschutz am Einsatzort unsere Helme aufsetzen“, sagt die Pflegefachkraft. Auch er könne nur an die Menschen appellieren, dass sie in der Silvesternacht auf sich aufpassen und mit privatem Feuerwerk so verantwortungsvoll wie möglich umzugehen. „Leider überschätzen sich viele und das führt dann zu ganz schlimmen Unfällen“, sagt Julian Heuß.

5 Tipps wie man sich in der Silvesternacht beim Feuerwerk verhalten sollte

  • Möglichst auf Kapuzen oder weite Kragen verzichten, damit sich darin kein Böller verirren können
  • Abstand halten, dichte Menschengruppen meiden
  • Kinder ganz besonders von Feuerwerk fernhalten, keine Böller aufsammeln lassen
  • Keine Sprengkörper in Richtung von Menschen werfen 
  • Wenn unbedingt Feuerwerk, dann ausschließlich legale und zugelassene Böller und Raketen verwenden
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