Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

„Das sind richtig gut ausgebildete Fachkräfte“

Schichtwechsel

Seit 2020 wirbt die Gesundheit Nord auch Pflegekräfte aus dem Ausland an. Ihre Zahl soll bis 2025 auf mehr als 100 steigen. Wir haben uns mit Vanessa Köhler und Sarah Trede unterhalten, die das Projekt Auslandsrekrutierung im Klinikverbund koordinieren.

Pflegekräfte sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt oft nur noch schwer zu finden. Deshalb hat die Gesundheit Nord 2020 damit begonnen, auch Pflegefachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. In den vergangenen vier Jahren hat sich das Projekt kräftig weiterentwickelt. 55 Internationals – so werden die aus dem Ausland angeworbenen Pflegefachkräfte im Klinikverbund genannt – sind mittlerweile in den Krankenhäusern der Gesundheit Nord beschäftigt. Mindestens genauso viele sollen allein im 2025 neu dazu kommen. In unserer Serie Gekommen um zu pflegen beleuchten wir diesen Bereich genauer. Wir stellen einige Internationals genauer vor, erzählen ihre Geschichten und zeigen die Arbeit, die drumherum passiert – von der Organisation bis zur Integration.

Aus welchen Ländern kommen die neuen Pflegefachkräfte, die Sie anwerben?
Vanessa Köhler: Angefangen haben wir damals mit der Akquise von mexikanischen Pflegefachkräften. Mittlerweile kommen unsere Internationals schwerpunktmäßig von den Philippinen, aus dem Iran, aus Tunesien und den Balkanstaaten wie Kosovo. Wir schauen insgesamt aber sehr global und heißen jede Pflegefachkraft unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit hier bei uns willkommen. Allein für das kommende Jahr rechnen wir mit mindestens 50 weiteren internationalen Pflegefachkräften. Das Projekt hat also richtig Fahrt aufgenommen.

Was haben die Internationals für einen Weg hinter sich, wenn sie in Bremen ankommen?
Vanessa Köhler:
Man muss dazu wissen: Schon bevor die Internationals zu uns nach Bremen kommen, ist ganz viel passiert. Sie haben sich über viele Monate, manchmal Jahre praktisch auf ein ganz neues Leben vorbereitet, die Sprache gelernt, Visa beantragt, die neuen Arbeitgeber kennengelernt. Bei all den Schritten arbeiten wir eng mit der Agentur zusammen und sind selbst so früh wie möglich involviert.
Sarah Trede: Wenn die Internationals dann nach langer Vorbereitungszeit hier ankommen, arbeiten sie zunächst als Pflegehelferinnen oder -helfer auf den Stationen und absolvieren parallel die Anerkennung. Das heißt: Ihre berufliche Qualifikation, die sie mitbringen, wird an die deutschen Anforderungen angeglichen, so dass hier ein einheitlicher Qualitätsstandard erfüllt werden kann. Vanessa Köhler: Was aber ausdrücklich nicht heißt, dass sie qualitativ schlechter ausgebildet hier ankommen, nur eben je nach Land verschieden. Was ganz wichtig ist: Das alles sind fachlich richtig gut ausgebildete Pflegefachkräfte, gestandene Pflegerinnen und Pfleger, die genau wissen was sie tun und einen wertvollen Erfahrungsschatz mitbringen, von dem wir zusätzlich profitieren.

Was tut der Klinikverbund, um die ausländischen Kolleginnen und Kollegen so gut wie möglich zu integrieren?
Vanessa Köhler:
Das findet auf vielen Ebenen statt. Praktisch schon beim ersten Gespräch mit unseren Integrationsbeauftragten, die die Kandidaten per Videokonferenz schon lange vor der Einreise kennenlernen. Hier sieht man dann schon schnell, in welchen Bereich sie gut passen würden. Unsere Integrationsbeauftragten spielen für den gesamten Prozess eine ganz wichtige Rolle. Sie helfen den Neuen, hier direkt einen möglichst guten Start zu haben, helfen bei Behördengängen oder beim Start auf der Station. Hinzu haben wir ein eigene Wohnraummanagement aufgebaut und können den Neuen so eine passende Unterkunft bieten – in der Regel in Studentenwohnheimen oder in Wohngemeinschaften.
Sarah Trede: Eine ganz wichtige Rolle spielen auch die Stationsteams selbst, die täglich mit den Internationals zusammenarbeiten. Das ist auch erst einmal eine große Herausforderung für viele, um Abläufe auf Station und die Kommunikation unter einen Hut zu bekommen. Dieser Aufwand ist nicht hoch genug zu bewerten. Und im besten Fall belohnen sich die Stationen mit diesem großen Einsatz selbst, wenn sie schließlich eine neue Kollegin oder einen, neuen Kollegin zu ihrem Team zählen können, die mit ihnen am Ende auf Augenhöhe agieren kann.

Worauf kommt es dabei an?
Vanessa Köhler: Das ist ganz individuell. Natürlich gibt es auch mal Ungereimtheiten oder Missverständnisse. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber die Offenheit ist auf jeden Fall in den Kliniken zu spüren. Und dadurch, dass die Krankenhausteams heute schon ganz viele Nationen abbilden, erleichtert das oft den Integrationsprozess.
Sarah Trede: Diese Offenheit ist natürlich auch von Seiten der Internationals Voraussetzung, damit es klappen kann. Aber dadurch, dass sie sich ja selbst für diesen riesigen Schritt entschieden haben, ihre Heimat und oft auch ihre Familien zu verlassen, ist die Motivation sehr groß, es hier auch zu schaffen.

Geben viele wieder auf oder bleiben die Pflegekräfte in Bremen?
Vanessa Köhler:
Für viele, die gerade ihre Anerkennung bestanden haben, geht es ja jetzt erst so richtig los. Einige sind dagegen schon längst in den Teams etabliert. Natürlich gibt es auch mal Rückschläge. Oder durch Heimweh oder zu große kulturelle Unterschiede kann es dazu kommen, dass sich der ein oder andere auch wieder für die Rückkehr in seine Heimat entscheidet. Aber insgesamt sind wir überzeugt, dass sich die viele Arbeit, die wir in das Projekt und in die Integration stecken, sich lohnt. Und sich unser Einsatz auch unter den Internationals herumspricht. Sarah Trede: Die Internationals sind meist gut untereinander vernetzt und berichten sich gegenseitig, wo es gut geklappt hat. So kann auch eine Sogwirkung entstehen, die auch uns zu Gute kommt. Wir tun jedenfalls einiges dafür, dass die Internationals auch langfristig bei uns glücklich sind und sich hier in ihrem neuen Lebensumfeld wohlfühlen.

Vanessa Köhler ist seit 2021 Projektleiterin des Bereichs Auslandsrekrutierung. Seit diesem Jahr hat sie in Sarah Trede eine zusätzliche Kollegin dazu bekommen, mit der sie sich um die Anwerbung von ausländischen Pflegefachkräften kümmert. Zusammen mit vier Integrationsbeauftragten und einem eigenen Wohnraummanagement sorgen sie dafür, dass internationale Pflegefachkräfte gute Startvoraussetzungen in der Gesundheit Nord bekommen.


Fair, transparent und ethisch vertretbar

Was bei der Anwerbung von ausländischen Pflegekräften wichtig ist

Viele der Neuankömmlinge erhoffen sich eine bessere berufliche Perspektive hier in Deutschland und trauen sich deshalb, diesen großen Schritt zu gehen. Aber auch politische Gründe können eine Rolle spielen. Krankenhäuser in Deutschland sind wiederum sind dringend auf Pflegefachkräfte angewiesen. Dabei konkurriert die Gesundheit Nord mit vielen anderen Kliniken. „Wichtig für uns ist, dass wir ausschließlich mit Agenturen zusammenarbeiten, die das staatliche Gütesiegel „Faire Anwerbung Deutschland“ tragen. Dadurch gehen wir sicher, dass der Anwerbeprozess fair und transparent ist – und auch ethisch einwandfrei“, betont Projektleiterin Vanessa Köhler. Dazu gehöre, dass Fachkräfte nicht aus Ländern akquiriert werden, in denen auch ein akuter Pflegemangel existiert, die Angeworbenen selbst nicht gezwungen werden, hohe Gebühren zu zahlen und dass sie später hier so gut bezahlt werden wie ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen.

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