Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

Weihnachten in der Notaufnahme: Küchenunfälle, Koliken und traurige Vorwände

Schichtwechsel

Auch an Weihnachten ist die Notaufnahme gut besucht, selbst wenn bei Weitem nicht alle Patientinnen und Patienten dort auch an der richtigen Adresse sind. Die Pflegekräfte Sabine Pfaff und Julian Heuß erzählen, was sie im Klinikum Bremen-Mitte an den Feiertagsdiensten erleben.

In den vergangenen vier Jahren hat Julian Heuß den Heiligen Abend jedes Mal in der Notaufnahme verbracht. Natürlich nicht als Patient. Julian Heuß gehört zum ZNA-Team, und als Pflegefachkraft ist er regelmäßig auch an Weihnachten im Einsatz. „Wir machen das jedes Jahr in einer ähnlichen Besetzung und es ist eigentlich ein ganz schöner Dienst“, sagt Heuß, der zusammen mit Sabine Pfaff und Annette Hallerstede das Team der Pflege in Bremens größter Notaufnahme leitet. Auch über die Weihnachtstage bleiben die Notfälle natürlich nicht aus. Nur die Häufung der Fälle verändert sich etwas im Vergleich zu normalen Tagen. „Es sind tatsächlich viele Küchenunfälle dabei. Von Schnittverletzungen bis hin zu Verbrennungsverletzungen“, erzählt Sabine Pfaff. Dass Weihnachten die Zeit der Festtagsessen ist, die nicht überall so gelingen, wie man das möchte, merkt man also auch in der Notaufnahme. Ein weiteres Symptom, das deutlich mehr als sonst beschrieben werde, seien starke Schmerzen im rechten oberen Bauchbereich. Denn da sitzt die Galle. Und die wird über die Feiertage oft besonders beansprucht. „Gallenkoliken zählen ebenfalls zu den typischen Fällen an Weihnachten“, sagt Pfaff.

Dass viele Menschen unbedingt verhindern wollen, an Weihnachten ins Krankenhaus zu müssen, ist in der ZNA ebenfalls spürbar. „Es kommt immer wieder vor, dass einige die Warnsignale des Körpers zu lange ignorieren, um sich das Weihnachtsfest nicht zu verderben. Und diese Menschen landen dann später oft als dringende Notfälle bei uns“, sagt Julian Heuß. So habe er es schon erlebt, dass in den sonst eher ruhigeren Nächten, kurz hintereinander lebensbedrohliche Fälle eingeliefert wurden und versorgt werden mussten.

Auch Einsamkeit und Hilflosigkeit ein Thema

Andere wiederum suchen an Weihnachten ganz bewusst den Weg ins Krankenhaus. Oft sind es laut den beiden Pflegefachkräften vor allem ältere Menschen, die einsam sind und einen Vorwand suchen, in die Notaufnahme zu kommen, um in Gesellschaft zu sein. „Da erlebt man schon recht traurige Geschichten und das erfordert viel Kommunikation, auch wenn es dafür natürlich andere Anlaufstellen gibt als die Notaufnahme“, sagt Sabine Pfaff. Es komme aber auch vor, dass die 24-Stunden-Erreichbarkeit der Zentralen Notaufnahme auf noch ganz andere Art ausgenutzt werde. So sei es laut den beiden Pflegefachkräften schon vorgekommen, dass Familien, die über die Feiertage verreisen möchten, ihre betagten Angehörigen unter einem Vorwand im Krankenhaus aufnehmen lassen wollen. „Oder es gibt Angehörige, die gerade jemanden im Krankenhaus besuchen und bei der Gelegenheit gleich ihre Medikamente bei uns neu verschreiben lassen möchten. Für Fälle wie diese sind wir natürlich absolut nicht da“, sagt Sabine Pfaff. 

Persönliche Weihnachtsmomente als Geschenk ans Team

Umso wichtiger sei, dass man sich als Team auch schöne Momente schaffe. Und für die sorgt das Leitungsteam selbst. Jedes Jahr werden kleine Geschenke für alle Kolleginnen und Kollegen vorbereitet. In diesem Jahr gibt es für jede und jeden aus Medizin, Pflege und Versorgung einen individuellen Weihnachtsmoment. „Wir haben uns überlegt: Wie schaffen wir Auszeiten?“, sagt Sabine Pfaff. Dafür hat das Leitungsteam persönliche Kärtchen vorbereitet und einen Teebeutel, ein Teelicht, ein paar Kekse und eine Weihnachtgeschichte in ein Geschenktütchen gepackt. „Damit soll sich jeder zuhause an den Feiertagen ganz bewusst einen Moment Ruhe gönnen, sich vielleicht mal hinsetzen, einen Tee trinken und eine kleine Weihnachtsgeschichte dabei lesen“, erklärt Sabine Pfaff die Aktion. Für Lesemuffel habe sie sogar einen Weihnachtspodcast herausgesucht und einen QR-Code dazu ausgedruckt. „Die Geschenke wurden schon in der Adventszeit verteilt und kamen super gut an“, freut sich Sabine Pfaff.  

Wohin im Notfall? Die Zentrale Notaufnahme versorgt Menschen in akuten Notsituationen, in denen es schnell gehen muss, mitunter lebensbedrohlich sind. Sie sind für schwer kranke und schwer verletzte Patientinnen und Patienten vorgesehen. Bei weniger dringenden gesundheitlichen Problemen, sollte man sich auch über die Feiertage und geschlossener Hausarztpraxis zunächst an den Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung wenden. Unter der Nummer 116 117 bekommt man dort rund um die Uhr Beratung, wo man mit seinem Anliegen am besten aufgehoben ist. Den KV-Notdienst findet man persönlich im St. Joseph-Stift, im Klinikum Bremen-Nord, für Kinder und Jugendliche gibt es ihn im Klinikum Bremen-Mitte und im Klinikum Bremen-Nord – jeweils in direkter Nachbarschaft zur Zentralen Notaufnahme.

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