Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

Sterilisation rückgängig gemacht: Bremer Chefarzt operiert Schimpansen

Schichtwechsel

Schimpanse Dumas soll wieder Nachwuchs zeugen können. Doch dafür war eine OP nötig. Denn der Affe aus dem Zoo am Meer in Bremerhaven war 2003 sterilisiert worden. Nun hat ein Urologie-Team aus dem Klinikum Bremen-Mitte die Samenleiter von Dumas wieder miteinander verbunden.

Freitag, der 13., sollte für den Schimpansen Dumas so etwas wie ein Glückstag werden - und für Prof. Sebastian Melchior der Tag für einen ganz außergewöhnlichen Einsatz. Der Zoo am Meer in Bremerhaven hatte das Klinikum Bremen-Mitte um Amtshilfe gebeten. Denn Dumas' Art ist vom Aussterben bedroht und der Affe - seit 2003 sterilisiert - soll wieder für Nachwuchs sorgen können. Das Krankenhaus sagte zu. Am vergangenen Freitag reiste Prof. Melchior nun mit einem Oberarztkollegen und einer OP-Pflegekraft nach Bremerhaven, um die Sterilisation des Schimpansen rückgängig zu machen. Wir haben mit dem Chefarzt über den besonderen Eingriff gesprochen. 

Herr Prof. Melchior, wie kam die OP im Zoo zustande?
Prof. Melchior: Wir hatten vor einigen Wochen diese besondere Anfrage aus Bremerhaven bekommen, ob unser Krankenhaus Amtshilfe leisten könne. Wir haben das im Team besprochen, waren uns dann aber relativ schnell einig, dass wir das unterstützen möchten. Wenn man schon mal die Möglichkeit hat, einen Beitrag dazu zu leisten, dass eine bestimmte Affenart nicht ausstirbt, sollte man die natürlich nutzen. Das war auch das entscheidende Argument für uns.

Welchen Unterschied macht es, ob auf dem Operationstisch ein Mensch oder ein Schimpanse liegt?
Das war in jedem Fall ein absolutes Novum für uns. Die Operation im Zoo fand natürlich unter ganz anderen Voraussetzungen statt, als wir das hier bei uns im großen OP-Zentrum im Klinikum Mitte jeden Tag machen. Die zweite Besonderheit ist dann, dass da ein Wildtier lag. Allerdings sind die anatomischen Voraussetzungen bei Schimpansen und Menschen relativ ähnlich. Der Körper des Affen ist zwar insgesamt kleiner, die Hoden sind aber etwas größer als beim Menschen. Die OP war aber im Großen und Ganzen dieselbe wie wir es bei einer solchen Refertilisierung beim Menschen durchführen würden.

Weiß man jetzt schon, ob die OP zum gewünschten Erfolg geführt hat?
Vom mikrochirurgischen Eingriff her lief alles so, wie geplant. Es gibt da ja einige Variablen. Wie gut lassen sich die vernarbten Stellen an den Samenleitern entfernen, damit diese wieder direkt verbunden werden können? Ist das überhaupt möglich? Werden dort noch genügend intakte Spermien produziert und weitergeleitet. Oder müssen wir den Samenleiter direkt am Nebenhoden andocken? Wie lange liegt die Vasektomie, also die Durchtrennung der Samenleiter zurück? Wir konnten in diesem Fall die Samenleiter des Schimpansen direkt wieder miteinander verbinden. Wenn die OP beim Menschen so läuft, wie sie hier in diesem Fall gelingen konnte, dann liegen die Chancen auf eine spätere Zeugungsfähigkeit zwischen 70 und 90 Prozent. Das wünschen wir uns natürlich nun alle auch für den Zoo in Bremerhaven und für den Schimpansen Dumas.

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