Wenn die Spätschicht im Hubschrauber der DRF-Luftrettung beginnt, ist neuerdings ein Crewmitglied mehr als bisher an Board des rot-weißen Rettungshubschraubers, der täglich über Bremen kreist. Neben Pilot, Notfallsanitäter und Notarzt fliegt die Flight Nurse seit diesem Herbst als vierte Fachkraft mit auf Einsätze. Aus gutem Grund, denn dadurch kann der Rettungshubschrauber in der dunklen Jahreszeit abends länger im Einsatz bleiben: Statt bloß bis zum Einbruch der Dunkelheit können nun bis 21 Uhr Rettungseinsätze geflogen werden.
Flight Nurse an Bord
Intensiv-, Anästhesie und Notfallpflegekräfte des Klinikums Links der Weser gehören seit diesem Herbst zur Hubschrauber-Crew der DRF-Luftrettung – und machen so auch in der Winterzeit längere Einsatzzeiten möglich.
„Flight Nurses sind Pflegekräfte, die für diese Aufgabe speziell geschult worden sind“, berichtet Dr. Jonas Boelsen, Chefarzt der Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmedizin im Klinikum Links der Weser. Das Klinikum Links der Weser – allen voran Tobias Schmidt als leitender Ober- und Hubschrauberarzt und Stationsleitung Josef Böckmann – hat das Projekt „Flight Nurse“ in enger Zusammenarbeit mit der DRF Luftrettung aufgebaut. Zehn Pflegekräfte aus der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin wurden für diesen Bereich seit August weitergebildet, mehr als 20 Pflegefachkräfte hatten sich für diese Zusatzaufgabe beworben.
Ohne Flight Nurse kein Flugbetrieb bei Dunkelheit
Aber warum genau sind durch das neue Crewmitglied nun längere Einsatzzeiten möglich? Das hat etwas mit der Aufgabenverteilung zu tun, die sich mit Einbruch der Dunkelheit im Helikopters ändert. Die Flight Nurse, die nur in der Spätschicht mit an Board ist, sitzt im hinteren Bereich des Hubschraubers beim Patienten. Sie unterstützt dort den Notarzt bei der Versorgung. Eine Aufgabe, die sonst tagsüber der Notfall-Sanitäter übernimmt. Dieser hat seinen Platz weiterhin als sogenannter HEMS TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member) vorne neben dem Piloten. Er ist praktisch ein medizinisch-technisches Besatzungsmitglied und unterstützt bei Helligkeit (und dann ohne Flight Nurse an Board) den Notarzt. Er wechselt dafür dann in den hinteren Bereich des Hubschraubers. Bei Dämmerung oder Dunkelheit muss er vorne bleiben. Dort wird er dann zum Beispiel als Navigationshelfer des Piloten gebraucht und fällt somit für die Patientenversorgung weg. An seiner Stelle steht dafür nun die Flight Nurse bereit. „Ohne sie müsste der Flugbetrieb bei Einbruch der Dunkelheit eingestellt werden“, erklärt Boelsen.
Franziska Dudda und Johann Schneider sind zwei von zehn Flight Nurses. Die beiden Koordinieren das Team der Pflegekräfte, die sich für diesen Job weiterbildet haben. „Das ist eine sehr spannende Aufgabe“, sagt Franziska Dudda. Schon die ersten Hospitationsflüge seien eine ganz neue Erfahrung gewesen. „Natürlich machen wir an Board fachlich im Grunde genau den Job, den wir auch im Krankenhaus machen – aber eben in einer ganz anderen Umgebung“, sagt Johann Schneider. Die Flight Nurses sind auch weiterhin als Gesundheit-Nord-Personal im Krankenhaus im Einsatz, fehlen ihren Stationsteams dort also nicht bei der Versorgung am Bett. Den Job im Hubschrauber machen sie freiwillig und zusätzlich – praktisch als Nebenjob für die DRF-Luftrettung.
Einsatz erstmal auf Winterzeit beschränkt
Diese hatte sich auf die Ausweitung der Einsatzzeiten umfassend vorbereitet. Die gesamten Crews bekamen eine gesonderte Nachtflugausbildung, die Hubschrauber wurden mit modernen Nachtsichtgeräten ausgestattet, der Einsatz von Flight Nurses kam als weiteres Novum hinzu. Ihr Einsatz ist erst einmal nur für die Winterzeit vorgesehen, in der Sommerzeit pausieren sie.
„Wir werden jetzt gemeinsam schauen, welche Erfahrungswerte wir mit dem Modell sammeln. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Projekt auch nächstes Jahr zum Start in die Winterzeit weitergeführt werden wird“, betont Boelsen. Bremen ist übrigens der erste Standort bundesweit, an dem die DRF-Luftrettung Flight Nurses einsetzt – es ist im wahrsten Sinne also ein Pilotprojekt.
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