Die Geno-Rückkehrer (5) | Aus "Down under" in die Derma
Franceska Schwenker hatte sich in Australien gerade ein neues Leben aufgebaut. Doch dann stellt Corona alles auf den Kopf. Heute ist die 32-Jährige zurück in Deutschland und arbeitet wieder im Pflegeteam der Dermatologie.
Rückkehrer/in: Franceska Schwenker
Klinik: Dermatologie, Klinikum Bremen-Ost
Funktion: Gesundheits- und Krankenpflegerin
An eine Szene aus ihrem Bewerbungsgespräch vor ihrem Neustart bei der Geno erinnert sich Franceska Schwenker noch ganz genau: Als sie mit Klinikpflegeleitung Katja Ahrens durch den Klinikpark im Klinikum Bremen-Ost spaziert, im Januar 2021, ist es kalt und glatt draußen. Und plötzlich rutscht Franceska Schwenker aus. Katja Ahrens packt sie gerade noch so und hält sie fest. Im übertragenen Sinne kann man heute sagen, dass das KBO Franceska Schwenker an diesem Tag gleich doppelt Halt gegeben hat. Nicht nur wegen des Ausrutschers, sondern auch für das Berufsleben. Denn die darauffolgende Zusage für den Job im Pflegeteam der Dermatologie ist für die 32-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin auch ein wichtiger Baustein, um überhaupt wieder in Deutschland richtig Fuß fassen zu können.
Hinter Franceska Schwenker liegt zu dem Zeitpunkt ein großes Abenteuer, das etwas anders zuende gegangen war, als sie sich das vorgestellt hatte. Es ist eine Geschichte von großem Mut, Risiko, Glücksmomenten aber auch vielen Hindernissen.
Um diese Geschichte zu verstehen, lohnt ein Blick zurück: Franceska Schwenker kennt die Gesundheit Nord schon lange. 2012 macht sie als Pflegeschülerin ihr Examen und arbeitet bis 2017 im Pflegeteam der Dermatologie, die damals noch im Klinikum Bremen-Mitte zuhause ist. Während sich die Klinik auf ihren bevorstehenden Umzug ins Klinikum Bremen-Ost vorbereitet, hat Franceska Schwenker längst ein viel weiter entferntes Ziel vor Augen: Australien. Sie und ihr Freund Pascal haben das Land im Urlaub bereits lieben gelernt. Und nun wollen sie mehr davon.
„Wir wollten uns einen großen Traum erfüllen und auswandern“, erzählt sie. Und das machen sie auch. Alles, was sie in Deutschland besitzen, verkaufen sie. Sie planen ihren Start in „Down under“, fliegen mit ein paar Koffern los und bauen sich am anderen Ende der Welt ein neues Leben auf. „Das war unheimlich spannend, auch wenn es natürlich nicht leicht war, so weit von der Familie entfernt zu sein.“
Neuer Job, neues Leben
Das erste Jahr gestaltet sich noch etwas schwierig, es gibt den einen oder anderen Rückschlag, aber auch erste Erfolge. Franceska Schwenker bekommt zum Beispiel über ein Praktikum bald schon einen Job im Management von Ikea. In ihrem eigentlichen Beruf im Krankenhaus hätte sie nur als Pflegehelferin arbeiten können, da der Pflegeberuf in Australien ein Bachelor-Studium voraussetzt.
Sie und ihr Freund sind angekommen in ihrem neuen Leben. Sie haben eine Wohnung, festes Einkommen und finden sich immer besser in der neuen Welt zurecht. Ja, sie leben ihren Traum. „Und eigentlich hätte es noch lange so weitergehen können“, findet Franceska Schwenker. Doch Corona verändert 2019 alles.
Der persönliche Kontakt zur Familie wird schwieriger, die regelmäßigen Besuche sind nicht mehr möglich. Australien verfolgt während der Pandemie eine strikte Corona-Politik, niemand darf mehr einfach so rein ins Land, niemand mehr einfach so raus. „Das Leben wurde schwieriger dort. Die große Freiheit, von der wir geträumt hatten, entwickelte sich praktisch in das genaue Gegenteil“, erzählt Franceska Schwenker. Sie und ihr Freund machen sich viele Gedanken, wie es weitergehen soll, wägen ab. Doch am Ende ist die Sehnsucht nach der alten Heimat größer als die Hoffnung darauf, ihren Traum weiterleben zu können. Sie entscheiden sich nach gut vier Jahren für die Rückkehr nach Deutschland. Mit großer Mühe organisieren sie ihre Ausreise. „Das war alles nicht so einfach, eine kleine Tortur. Diese Phase hat viel Kraft und Tränen gekostet, aber dennoch möchte ich die Zeit in Australien auf gar keinen Fall missen“, sagt Francesca Schwenker. „Das war sehr wertvoll und abgesehen von Corona auch eine unglaublich schöne Erfahrung.“
Gute Erinnerungen an die Derma
Ein weiteres Mal müssen die beiden ihr Leben neu aufbauen. Das alte, neue Leben lassen sie komplett zurück. In Deutschland fangen sie wieder bei Null an; mit dem Unterschied, dass ihre Familie sie hier viel besser unterstützen kann. Eine neue Wohnung muss her, neue Möbel auch. „Da half mein Job bei Ikea, das kannte ich ja alles in- und auswendig“, sagt Franceska Schwenker schmunzelnd.
Und natürlich muss auch noch ein neuer Job her. „Ich hatte nur gute Erinnerungen an meine Zeit in der Dermatologie“, sagt Franceska Schwenker. „Und es war eine schöne Vorstellung, vielleicht dort wieder anfangen zu können.“
Also bewirbt sie sich wieder bei ihrem alten Arbeitgeber, dieses mal aber im KBO. Kurz darauf kommt die Einladung, der Ausrutscher im Park und die Zusage. „Der Neustart in der Pflege hat mich schon gefordert“, sagt sie. Schließlich hatten sich einige Prozesse im Stationsalltag geändert, auch viele neue Gesichter waren dazugekommen. „Aber ich wurde sehr herzlich wieder aufgenommen. Es war für mich letztlich genau die richtige Entscheidung.“
Sie ist nun längst wieder angekommen in Bremen, mit vielen neuen Erfahrungen im Gepäck. Mittlerweile haben sie und ihr Freund sich in Stuhr sogar ein Haus gekauft. Und auch beruflich ist Franceska Schwenker den nächsten Schritt gegangen. Sie ist seit Mitte 2021 stellvertretende Stationsleitung in der Dermatologie.
Wer im Krankenhausbereich arbeitet, lernt in seiner Karriere oft verschiedene Arbeitgeber kennen. Manchmal scheint der Schritt zu einem Konkurrenten verlockend zu sein. Manchmal merken ehemalige Mitarbeitende aber auch dann erst so richtig, was sie an ihrem alten Arbeitgeber hatten. In der Serie "Die Geno-Rückkehrer" stellen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die aus ganz verschiedenen Gründen in unseren Klinikverbund zurückgekehrt sind.
Hier geht es zu weiteren Teilen aus unserer Serie
Folge 1 | Olivia Nixdorf | Intensivstation | Klinikum Bremen-Mitte
Folge 2 | Lisa Jürgens | Intensivstation | Klinikum Bremen-Mitte
Folge 3 | Manfred Meyer | Grüner Herr | Klinikum Bremen-Ost
Folge 4 | Tatjana Viert | Klinikum Links der Weser
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