Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

Wie ein Krankenhaus ökologischer arbeiten kann

Schichtwechsel

Als Krankenhausökologin setzt sich Sabine Ehlken seit 30 Jahren für den Umwelt- und Klimaschutz ein und zeigt Beispiele, wie sich Kliniken aufstellen können

An ihren ersten Arbeitstag im November vor 30 Jahren kann sich Sabine Ehlken noch gut erinnern. „Es herrschte eine Aufbruchsstimmung. Umwelt- und Klimaschutzfragen waren endlich wichtig und wir hatten das Gefühl, dass wir viel erreichen konnten.“ Mit vielen der Themen, die heute wieder intensiv diskutiert werden, beschäftigte sich Sabine Ehlken schon damals – und tat es ihr gesamtes Berufsleben lang. Die promovierte Biologin arbeitet im Klinikum Bremen-Mitte als Krankenhausökologin. Mit diversen Maßnahmen hat sie seit drei Jahrzehnten dafür gesorgt, dass das Klinikum seine Umweltbilanz immer weiter verbessert hat.

„Eine Zeitlang hatten wir die ganze Welt zu Gast in Bremen, weil sich Fachleute über unsere Projekte informieren wollten“, erinnert sich Ehlken. Gäste aus anderen europäischen Ländern, aber auch aus China oder Kamerun kamen in die St.-Jürgen-Straße, um sich anzusehen, wie ein Krankenhaus ökologischer arbeiten kann. Das Thema Umweltschutz hatte Konjunktur, steckte aber zugleich noch in den Kinderschuhen: Erst 1972 hatte die erste Umweltschutzkonferenz in Stockholm stattgefunden. Sie gilt heute als Beginn der internationalen Umweltpolitik. 1979 folgte die erste Weltklimakonferenz in Genf. „Für mich war klar, dass ich mich auch im Umweltschutz engagieren wollte“, erinnert sich Ehlken, die sich auch in ihrer Diplomarbeit sowie in ihrer Promotion mit Klima- und Umweltfragen beschäftigte.

Viele Projekte, die sie zu Beginn ihres Berufslebens anstoßen konnte, sind heute in Krankenhäusern längst selbstverständlich geworden. Vor allem in der Abfallwirtschaft setzte sie Maßstäbe: Sie sorgte dafür, dass im Klinikum Bremen-Mitte die Abfalltrennung eingeführt und ein klinikeigener Recyclinghof eingerichtet wurde. „Zudem konnten ich erreichen, dass die Speisereste um zehn Prozent reduziert wurden und dass die Abfallverwertung auf über 90 Prozent gesteigert wurden.“ Es gelang ihr, die Entsorgungskosten des Klinikums zu halbieren. „Mir war klar, dass meine Arbeit sichtbar werden und Geld einsparen muss“, so Ehlken. Und das tat sie – mit großem Erfolg.

Viele Beispiele, wie heute schon Energie gespart wird

Die Liste der Maßnahmen, die Sabine Ehlken im Laufe ihres Berufslebens umsetzte, ist lang. Ein besonderer Höhepunkt war die EMAS-Zertifizierung, also die erfolgreiche Einführung eines Umweltmanagementsystems im Klinikum, das regelmäßig einer externen Prüfung unterzogen wurde. Sabine Ehlken sorgte dafür, dass die Energiesysteme des Hauses technisch effizienter eingestellt wurden, dass der Trinkwasserverbrauch reduziert werden konnte und dass grüne Dächer angelegt wurden. Sie bildete Energiescouts aus und beriet Krankenhäuser in der gesamten Bundesrepublik. Ohne Unterstützung sei das nicht möglich gewesen – auf diesen Hinweis legt sie großen Wert: „Das konnte ich nur erreichen, weil ich engagierte Kolleginnen und Kollegen hatte und eine Krankenhausleitung, die hinter diesen Themen stand.“ Auch bei der Planung des Neubaus war Sabine Ehlken beteiligt. Die Bewegungsmelder, die Wärmerückgewinnung im Gebäude, der Einsatz von LED-Beleuchtung in bestimmten Bereichen – es gibt viele Beispiele dafür, wie im TEN gegenüber den Altbauten Energie gespart wird. Aber es hätten mehr sein können, sagt die Krankenhausökologin heute und blickt durchaus kritisch zurück: „Leider gab es eine Planungsphase, in der dann vieles als zu teuer eingestuft wurde. Da hat man aus heutiger Sicht viele Chancen verpasst.“

Nicht nur bei der Planung des Neubaus traten Themen wie Energieeffizienz und Umweltschutz zunehmend in den Hintergrund. Manches, was sie durchgesetzt hatte – beispielsweise die grünen Dächer – verschwand mit dem Neubau wieder. Die Bereitschaft, sich mit ökologischen Aspekten auseinander zu setzen, sei nach der Aufbruchsstimmung der neunziger Jahre später immer geringer geworden, sagt Sabine Ehlken – nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in den deutschen Krankenhäusern. „An vielen Kliniken wurden die Umweltbeauftragten wieder eingespart. Das Thema war nicht mehr so präsent oder schien zu teuer. Die Luft war irgendwie raus. Es war eine Phase des Stillstands.“ Keine einfache Zeit also für die engagierte Krankenhausökologin.

Neuer Rückenwind durch Fridays für Future

Dann aber begann die Fridays for Future-Bewegung. Die Corona-Pandemie brachte eine Diskussion über Lieferketten und Nachhaltigkeit ins Rollen. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise rückten das Thema Klimaschutz wieder in den Vordergrund. „Vielleicht ist das jetzt die Chance, dass sich langfristig etwas bewegt“, hofft Sabine Ehlken. Sie freue sich, dass die jetzige Geschäftsführung die Bedeutung des Themas erkannt und es wieder aufgegriffen habe. Gemeinsam mit dem inzwischen in den Ruhestand verabschiedeten Leiter des Besonderen Projektmanagements, Dr. Thomas Vinke, entwickelte sie in den vergangenen Monaten ein Konzept für einen Stabsbereich, in dem die Themen Umwelt, Klima und Mobilität künftig bearbeitet werden sollen. Sabine Ehlken wird diesem Stabsbereich nicht angehören: auch sie hat in Kürze ihren Ruhestand erreicht. Aber sie ist froh, dass die Gesundheit Nord sich nun wieder intensiv mit Fragen der Energieeffizienz befasst. „Ich habe in den 30 Jahren am Klinikum Bremen-Mitte viel bewegen können“, resümiert sie. „Aber die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden. Umso wichtiger ist es, dass wir das Thema Energiesparen ernst nehmen und alles dafür tun, um unsere Ressourcen so schonend wie möglich einzusetzen.“

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