Haltgeber in schwierigen Situationen
Frank Hattwig war mehr als 20 Jahre Seelsorger in der JVA Kiel und ist seit Mitte dieses Jahres neuer Krankenhausseelsorger im Klinikum Bremen-Nord und bildet mit Pastorin Heike Scherer ein Team. Mit uns hat er über seine Arbeit gesprochen.
Im Krankenhaus-Alltag gibt es jeden Tag tief bewegende Geschichten. Persönliche Schicksalsschläge und schwere Krankheitsverläufe sind meist eng verknüpft mit Ängsten, Sorgen und Hoffnung. Und manchmal ist es für Patienten wie Beschäftigte nicht ganz einfach, sie alleine zu verarbeiten. In diesen Situationen bietet Frank Hattwig seine Hilfe an. Er ist seit Mai der neue Krankenhausseelsorger im Klinikum Bremen-Nord. Zusammen mit Pastorin Heike Scherer (Evangelische Kirche Bremen) bildet er dort ein ökumenisches Team und ist ein verlässlicher Zuhörer, wenn Menschen - egal mit welchem oder überhaupt einem religiösen Hintergrund - Gesprächsbedarf haben.
„Es geht um Sorgen, Nöte, Schwierigkeiten, Einsamkeit – ganz verschiedene belastende Situationen“, erzählt Hattwig. Der 57-Jährige hört dann zu, spendet Trost, hilft Halt zu geben. Das können ganz verschiedene Ursachen sein. Ein Unfall, der nahende Tod oder die Ungewissheit, ob eine Krankheitsgeschichte ein gutes Ende nehmen wird. Menschen, die ihn aufsuchen, können Patientinnen und Patienten sein, deren Angehörige, aber auch jemand aus dem Klinikteam, dem ein Schicksal so nahe geht, dass er selbst Hilfe oder Beistand benötigt.
Hattwig hat viel Erfahrung in seinem Beruf. Bevor er im Klinikum Bremen-Nord seine Arbeit begann, war er 20 Jahre lang Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt in Kiel. An einem Ort also, wo niemand so einfach rein und noch viel schwieriger herauskommt, ging Hattwig täglich ein und aus, lernte Menschen kennen, die eine dunkle Vergangenheit hinter sich haben aber ebenso einen Umgang mit ihren Sorgen und Nöten suchen und sich mit ihrer Situation auseinandersetzen.
Natürlich ist es ein großer Kontrast zu seinem jetzigen Arbeitsplatz Krankenhaus: Hier in Bremen-Nord arbeitet er nun in einem offenen Haus statt in einem Hochsicherheitstrakt. Er hört Geschichten von Erkrankten, Angehörigen und Helfern statt von Verurteilten und Straftätern. „Doch ist eine zentrale Frage dabei immer die gleiche: Was macht eine bestimmte Situation mit einem Menschen?“, findet Hattwig.
„Ich wollte unbedingt noch einmal ein neues Kapitel aufschlagen und bin diesen Schritt bewusst gegangen“, erzählt er. Da er selbst einen privaten Bezug nach Bremen hat, war er auf die freigewordene Stelle im Klinikum Bremen-Nord aufmerksam geworden. Und dort ist er mit offenen Armen empfangen worden, hat in den ersten Wochen und Monaten zum Beispiel durch die Unterstützung von Klinikpflegleiter Ole Hinrichs oder Direktionssekretärin Marion Damberg das Krankenhaus und viele Kolleginnen und Kollegen gut kennenlernen können.
Während bei seiner alten Arbeit in der JVA die Gespräche und Beziehungsarbeit über Jahre fortgeführt und aufgebaut wurden, geht es nun im Krankenhaus viel öfter um einzelne Begegnungen. „In der Regel bleiben die Menschen nur wenige Tage oder Wochen hier“, sagt Hattwig. Und trotzdem könne es jedes Mal für Betroffene der Anfang dafür sein, mit der jeweiligen Situation langfristig besser umgehen zu können.
Aber wie geht Frank Hattwig selbst mit dem um, was er beinahe täglich erzählt bekommt? Wie verarbeitet er die Schicksale anderer für sich? „Ich suche mir meine Inseln“, sagt er. Einmal im Jahr geht er für eine Zeit ins Kloster, findet dort Ruhe und Besinnung, auch Supervisionen helfen ihm. Und ganz praktisch im Alltag hilft ihm als passionierter Volleyballer, Tischtennisspieler, Fußballer und Fan des VfL Osnabrück (er kommt gebürtig aus der Gegend) auch der Sport dabei, den Kopf vom nicht immer leicht zu verarbeitenden Alltag freizubekommen.
Wer selbst Gesprächsbedarf in emotional belastenden Situationen hat, soll sich nicht scheuen, das Team der Krankenhausseelsorge zu kontaktieren. Frank Hattwig und Heike Scherer sind am besten erreichbar unter frank.hattwig@bistum-hildesheim.de und heike.scherer@kirche-bremen.de. Außerdem kann man telefonisch eine Rückrufbitte 0421 6606-3624 und 0421 6606-1523 hinterlassen. Das Team der Krankenhausseelsorge meldet sich dann zurück.
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