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Von Indien nach Bremen: „Eine komplett andere Welt“

Schichtwechsel

Sie wollen unbedingt in der Pflege arbeiten und haben dafür sogar ihr Heimatland verlassen. Die Auszubildenden Bristo Joseph und Akansha Jacob aus Indien erzählen von ihrem ersten Jahr in Bremen.

Seit knapp einem Jahr sind Bristo Joseph und Akansha Jacob nun in Bremen. Die beiden angehenden Pflegefachleute kommen aus Indien. Bevor sie in Bremen ihre Ausbildung angefangen haben, waren sie nie außerhalb ihres Landes. „Von Deutschland hatten wir schon gehört, von Bremen aber nicht“, sagen beide. Dass sie nach Bremen gekommen sind, ist eigentlich Zufall. Nach der Schule stand für Bristo und Akansha fest, im medizinischen Bereich arbeiten zu wollen, am liebsten in der Pflege. Aber in Indien werden keine Pflegekräfte gesucht. Im Gegenteil. Das Pflege-Studium muss man selbst bezahlen, Stellen sind nach Abschluss nur schwer zu bekommen und gut bezahlt werden sie auch oft nicht. Beide sind bei ihren Recherchen dann zunächst auf englischsprachige Länder gekommen und haben schließlich erfahren, dass in Deutschland dringend Menschen gesucht werden, die in der Pflege arbeiten wollen.

Also warum nicht Deutschland? Ein Jahr lernten sie intensiv Deutsch. Eine Sprache, von der sie zuvor nie etwas gehört hatten. Dann bestanden sie die B2-Prüfung vom Goethe-Institut, die Voraussetzung für eine Ausbildung in Deutschland ist. Akansha verließ eigens für den Kurs an der Sprachschule ihre Familie, die in Nordindien wohnt, und ging allein in den Süden. Ein sehr weiter Weg in einem so riesigen Land. Akansha sieht es gelassen. „Deutschkurse gibt es nicht viele in Indien und außerdem war Lockdown. Das hat alles noch schwerer gemacht“, erzählt sie – in sehr gutem Deutsch. Ähnlich erging es auch Bristo. „Die meiste Zeit haben wir online gelernt“, sagt er.

Der Kontakt zu Bremen kam über Pfarrer Jonny. Diesen Namen kennt jeder, der aus Indien kommt und eine Ausbildung in Deutschland machen will. Und in Bremen kennt man ihn auch. Der Pfarrer aus Kerala setzt sich ehrenamtlich für die Vermittlung von jungen Menschen ein, die eine Pflegeausbildung in Deutschland machen wollen und arbeitet dafür mit Pflegeschulen aus dem ganzen Land zusammen. Auch mit der Bildungsakademie der Geno.

Nach erfolgreichem Online-Bewerbungsverfahren am KBM kamen Bristo und Akansha im August vergangenen Jahres mit sechs weiteren jungen Frauen und Männern, die sie schon im Sprachkurs kennengelernt hatten, in Bremen an. Zum Glück war Sommer – wenn auch ein viel kühlerer, als sie es aus Indien gewohnt waren. „Mit der Landung war mir klar – oh Gott – jetzt ist alles nur noch deutsch – die Straßenschilder, die Kultur, das Essen. Nicht ein Sprachkurs in gewohnter Umgebung – nein, eine komplett andere Welt“, sagt Bristo. Das sei alles die ersten Wochen und Monate schon sehr fremd gewesen – die Ruhe überall, die Straßenbahnen und dann das komische ungewürzte Essen. „Die beste Entdeckung war der Döner – davon haben wir uns anfangs fast ausschließlich ernährt“, sagt Bristo. Und da müssen beide sehr lachen. Inzwischen hätten sie aber auch noch anderes ausprobiert und indisch kochen könne man hier schließlich ja auch. Und das Heimweh? Das hätten sie eigentlich nicht gehabt, sagen beide. Sie seien eher gespannt gewesen auf das, was kommt. Und schließlich könne man ja abends im Video-Call von allem erzählen.

Akansha und Bristo sind überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein. Die Schule gefalle ihnen sehr und auch die Aufgeschlossenheit der ihrer Mit-Azubis und der Lehrenden. „Zuerst waren wir fast nur unter uns, aber das war schnell vorbei“, erzählt Akansha. Sie genießt es, sich mit anderen jungen Frauen und Männern abends zum Essen oder in Clubs zu treffen. Das sei in ihrer alten Heimat undenkbar gewesen. Dort hätte sie nicht einfach in gemischten Gruppen abends ausgehen können. Bristo gefällt außerdem die Art des Lernens in der Schule. „Wir erarbeiten viel in Gruppen, das Lernen ist viel freier und selbstständiger als bei uns“, sagt er. In Indien sei alles streng gewesen – bis hin zum Tragen einer Schuluniform. Und auch die Lehrerinnen und Lehrer bekommen ein dickes Lob: „Alle unterstützen uns – das ist toll“, sagen beide übereinstimmend.

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